Wahl und Kauf von Gaita (und Flöte !)


In diesem Kapitel werden verschiedene Aspekte der Gaita beleuchtet, um herauszufinden, ob dieses Instrument das Richtige für einen sein könnte. Es liefert Anhaltspunkte, wo man Gaitas, die dazugehörigen Flöten sowie Zubehör kaufen kann und gibt Tipps, die bei der Auswahl der Gaita helfen sollen.

WARUM GAITA WÄHLEN?

 

Wenn man nicht von vorneherein weiss, dass man Gaita spielen möchte, stellt sich die Frage, welchen Dudelsack man wählen soll. Ein deutsches Hümmelchen oder einen Marktsack? Eine französische Béchonnet, einen schottischen Dudelsack oder einen katalanischen Sac de gemecs?

 

Jeder Dudelsack hat seine speziellen Eigenschaften und generell unterscheiden sie sich in Griffweise, Verzierungen, Tonart, Lautstärke, Material und natürlich ihrem Zweck, d.h. der Musik, die man damit machen möchte.

 

 

Die galicische Gaita zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

 

Freiheit und Flexibilität

Gaita kann man alleine, zu zweit und in der Gruppe spielen, sowohl ein- wie auch zweistimmig. Man kann im Stehen, im Laufen oder auch im Sitzen spielen, drinnen oder draussen. Die Gaita ist ein flexibles Instrument, das viel Freiheit lässt.

 

Unterschiedliche Tonarten

Die meisten Gaitas werden in C, B und D gebaut. In C kann man mit den meisten Gaitaspielerinnen und -spielern in und ausserhalb von Galicien zusammenspielen, da fast alle C-Gaitas haben. Spielt man eine B-Gaita, kann man z.B. zusammen mit schottischen Dudelsäcken spielen, die auch in bretonischen Bagads (Musikgruppen) verwendet werden. Auch ausserhalb von Galicien kann man somit musikalisch mit einer Gaita Anschluss finden.

 

Kraftvoller Klang

Die Gaita eignet sich gut, wenn man ein Instrument spielen möchte, das weithin hörbar ist und einen kraftvollen Klang hat, ohne jedoch extrem laut zu sein. Spielt man vor kleinerem Publikum oder in einem mittelgrossen Saal, braucht man meist kein Mikrofon. Bei grösseren Räumlichkeiten oder im Freien ist ein Mikrofon jedoch notwendig.

 

Flötenähnliche, offene Griffweise

Wenn man bereits Blockflötenkenntnisse hat und diese beim Dudelsackspielen nützen möchte, bietet sich die Gaita an, da sie mit offener Griffweise gespielt wird, die fast identisch mit der Blöckflötengriffweise ist. (Offene Griffweise heisst, dass bei hohen Noten - die mit der linken oberen Hand gespielt werden - die darunter liegenden Löcher frei bleiben und die rechte untere Hand diese nicht verschliesst.)

 

Vielseitige Verzierungen

Die Palette der galicischen Verzierungen, die die Melodie bereichern und den Stücken ihren typischen Charakter geben, ist breit gefächert. Man hat viel Flexibilität und kann sie nach seinem eigenen Geschmack einsetzen. Es gibt relativ einfache und auch schwierig zu spielende Verzierungen, so dass man immer etwas Neues entdecken kann.

 

Variable Ausstattung

Bei der Gaita hat man die Wahl, ob man ein Instrument mit einem, zwei oder drei Bordunen haben möchte. Man kann aus verschiedenen Holzarten auswählen, zwischen einem Balg aus Leder oder einem aus synthetischem Material und die Auswahl an Farben und Motiven der Stoffüberzüge und Fransen ist riesig.

 

Einfacher Transport

Gaitas mit zwei Bordunen und Goretexbalg wiegen um die 1,5 kg und sind somit schwerer als z.B. das deutsche Hümmelchen, jedoch viel leichter als ein schottischer Dudelsack. Man kann sie auseinander nehmen und problemlos in einem Rucksack oder beim Reisen im Handgepäck transportieren.

 

Fröhliche Musik

Galicische Melodien sind fast immer beschwingt und fröhlich. Wenn man Musik machen möchte, die mitreisst und sich für Feste und fröhliche Momente eignet, ist die Gaita bestens geeignet. Auch ausserhalb von Galicien findet die Gaita grossen Anklang. Egal ob in Deutschland, Frankreich oder anderswo, die Musik Galiciens begeistert Jung und Alt. Auch eignet sie sich prima zum Tanzen und für Bal Folk - so kann man auf die beschwingten Muiñeiras einen "Fröhlichen Kreis" oder eine "Chapelloise" tanzen, auf manche Stücke passt ein "Scottish" und auch die galicischen Paso Dobles, Walzer und Mazurcas laden zum Tanzen ein.

 

Galicische Gaita - vielseitig
Galicische Gaita - Flötengriffe
Galicische Gaita - fröhlich
Galicische Gaita - kraftvoller Klang
Galicische Gaita - flexibel
Galicische Gaita - variabel
Galicische Gaita - einfacher Transport

WO GAITA und "GAITA-FLÖTE" KAUFEN?

 

In Galicien beginnt das Gaitalernen mit ausgedehnten Übungen und dem Erlernen von Melodien auf der sogenannten "Gaita-Flöte" ("frauta con dixitación de gaita"). Es handelt sich um eine Blockflöte, die technisch so angepasst ist, dass sie den Griffen auf der Gaita in etwa entspricht. Bevor man in Galicien mit der Gaita anfängt, liegen normalerweise sechs bis acht Monate des Lernens auf der Flöte hinter einem! Auch in den "Gaita-Kursen" auf den Folgeseiten wird sehr viel mit der "Gaita-Flöte" gearbeitet und vorbereitet. Am besten man bestellt eine mit Daumenstütze auf der Rückseite, da dies hilft, die Flöte zu stabilisieren.

 

In Galicien gibt es zahlreiche Gaitabauer ("Artesans de gaita") und Gaitawerkstätten ("Obradoiros de gaita"), die ihre Instrumente vor Ort und im Internet präsentieren und verkaufen. Teilweise sind die Webseiten auf Deutsch, Englisch oder Französisch verfügbar. Auf manchen Seiten ist auch ein online-Gaitakonfigurator ("configurador de gaitas") zu finden, mit dem man sein Wunschinstrument zusammenstellen kann. Normalerweise werden die Gaitas nach Bestellung entsprechend den Kundenwünschen angefertigt, daher liegt die Lieferzeit häufig bei mehreren Monaten. Hin und wieder sind jedoch Gaitas auf Lager, daher am besten vorher nachfragen. "Gaita-Flöten" können sehr rasch geliefert werden und man kann somit in Ruhe mit den Vorbereitungsübungen beginnen, bis die Gaita eintrifft.

 

Es besteht ausserdem die Möglichkeit, Dudelsackbauer im eigenen Land zu kontaktieren und anzufragen, ob sie auch Gaitas anbieten.


Möchte man "sofort" eine Gaita haben, sucht man am besten nach einem gebrauchten Instrument im Internet. In Galicien werden Gaitas selten online verkauft, dennoch kann man sein Glück mit Stichwörtern wie "gaita segunda mano" (gebrauchte Gaita), "comprar gaita en do" (C-Gaita kaufen), "busco gaita gallega" (suche galicische Gaita) versuchen. Zudem ist es ratsam, sich auch im eigenen Land auf die Suche zu machen. Angebote findet man z.B. auf den Internetseiten von Folk- und Mittelaltervereinen, in Folkzeitschriften oder im Musik-Teil von Online-Kleinanzeigen. Um zu vermeiden, dass man im Internet ein Instrument von minderer Qualität kauft, sollte man allerdings vorher jemanden um Rat fragen, der sich mit Dudelsäcken und am besten mit Gaitas auskennt.

 

GAITABAUER (Galicien)

 

Álvaro + Xosé SEIVANE

Antón CORRAL

Lis LATAS

Musical JR

Sito CARRACEDO

Xosé GIL

Xosé Lois MOURIÑO

 

 

Zahlreiche weitere Gaitabauer, Instrumentenbauer und Rohrblatthersteller unter "Verband der galicischen Gaitaspieler"

 

 


WELCHE GAITA NEHMEN?

 

Die Auswahl an neuen und gebrauchten Modellen und Ausführungen ist gross und um sich die Entscheidung für ein Instrument zu erleichtern, ist es hilfreich, folgende Punkte zu bedenken:

 

Tonart

Jede Gaita ist in einer bestimmten Tonart gestimmt. Diese ist unveränderlich. Am weitesten verbreitet sind Gaitas in C. Möchte man mit anderen zusammen spielen, ist es sinnvoll, eine C-Gaita zu nehmen. Manche Gaitaspieler sowie die schottischen Dudelsackspieler und viele Bretonen (mit schottischen Dudelsäcken) spielen in B. Möchte man mit ihnen spielen, bietet sich eine B-Gaita an. Es gibt auch die Möglichkeit, eine C-Gaita zu kaufen sowie ein zusätzliches Set (Verlängerungen für die Bordune sowie eine Spielpfeife in B), mit dem man die C-Gaita in eine B-Gaita verwandeln kann.

 

Holzart

Gaitas werden aus verschiedenen Hölzern wie Buchs, Grenadill, Cocobolo oder Palisander gefertigt. Buchs ist ein helles, relativ leichtes Holz. Ursprünglich wurde in Galicien Buchs für den Bau der Gaitas verwendet, das allerdings bei allzu grossen Temperaturschwankungen empfindlich reagieren kann und sich eventuell verzieht. Grenadill-Holz ist schwerer als Buchs, dunkel bis fast schwarz mit teilweise rötlicher Maserung und sehr hart. Cocobolo geht eher ins rötliche und Palisander ins bräunliche. Je nach Holz klingen die Instrumente etwas unterschiedlich, was man als Anfänger aber nur schwer heraushören kann.

 

Spielpfeife

Die Spielpfeife besteht normalerweise aus einem Stück. Damit die Finger bequem aufliegen, sind die Ränder der Löcher bei den meisten Spielpfeifen leicht abgeflacht und der Finger liegt wie in einer Mulde. Mittlerweile gibt es auch Spielpfeifen mit Gewinde im Kopfteil ("punteiro de tono regulable"). Anstatt das Rohrblatt weiter herauszuziehen oder hineinzustecken, um den Ton tiefer bzw. höher zu machen, dreht man am Gewinde. Dies ist v.a. praktisch, wenn man viel mit anderen zusammen spielt und die Gaita häufig auf andere abstimmen muss. Eine andere Variante ist eine aus mehreren Teilen bestehende Spielpfeife mit mehreren Gewinden, die man ebenfalls durch Drehen stimmen kann ("punteiro afinábel).

 

Bordune

Die Anzahl der Bordune variiert zwischen einem und dreien (siehe Kapitel "Gaita lernen - Instrument"). Man sollte daran denken, dass jeder zusätzliche Bordun mit dem man spielt, Luft schluckt und man mehr pusten muss und sich mit jedem Bordun auch das Gewicht der Gaita erhöht. Andererseits kann es sehr reizvoll sein, mit möglichst viel Bordunmusik zu spielen und einen sehr vollen Klang zu haben. Die Form und Ausstattung der Bordune ist je nach Modell unterschiedlich, manche haben Ringe aus Horn, andere aus Silber oder Kunststoff. In der Regel sind die Bordune mit Fransen bzw. Quasten versehen.

 

Rohrblätter

Die Doppel-Rohrblätter der Spielpfeife werden aus Schilfrohr gefertigt. Beim Kauf einer Gaita sollten ein oder zwei Ersatz-Rohrblätter für die Spielpfeife mitbestellt werden, um sie gegebenenfalls austauschen zu können.

 

Die Einfach-Rohrblätter der Bordune sind meist aus Kunststoff, können aber auch aus Schilfrohr gefertigt sein. Schilfrohrblätter haben eher einer weicheren Klang, sind aber auch anfälliger für Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit, d.h., sie verstimmen sich schneller.


Sack / Balg

Früher waren die Säcke meist aus Ziegenleder und hatten oft zum Schutz einen Stoffüberzug. Echtledersäcke älterer Gaitas haben den Charme des Ursprünglichen, es kann aber Probleme mit Feuchtigkeit am Rohrblatt geben, vor allem, wenn innen im Balg kein Schlauch am Anblasstück angebracht ist, der die Feuchtigkeit ableitet und bindet. Heutzutage wird bei den meisten Gaitas ein Sack aus synthetischem Material wie Goretex verwendet. Er ist leichter als Leder, aber weniger "traditionell". Bei Instrumenten, die einen reinen Gummisack haben, treten häufig Probleme mit der Feuchtigkeit auf. Unabhängig vom Material kann der Sack verschiedene Formen und Grössen haben und man sollte sich überlegen, was am besten zu einem passt. Lieber ein eher runder Balg, oder besser ein schmaler, langer?

 

Weitere Informationen zu den Bestandteilen des Instruments mit Fotos sind unter "Gaita lernen - Instrument" zu finden.

 

Detaillierte Beschreibungen zu den Einzelteilen des Instruments gibt es zudem in "Gaitakurs II - Vorbereitung (Gaita)".

 

Galicische Gaita - Sack synthetisches Material
Sack synthetisches Material
Galicische Gaita - Sack Echtleder
Sack Echtleder
Galicische Gaita - Spielpfeife Löcher mit Mulde
Spielpfeife Löcher mit Mulde
Galicische Gaita - Spielpfeife Löcher ohne Mulde
Spielpfeife Löcher ohne Mulde
Galicische Gaita - Bordun-Rohrblatt Kunststoff
Bordun-Rohrblatt Kunststoff
Galicische Gaita - Bordun-Rohrblatt Schilfrohr
Bordun-Rohrblatt Schilfrohr
Galicische Gaita - Gaita-Flöte mit Daumenstütze
Gaita-Flöte mit Daumenstütze