Erste Schritte ... auf der Gaita-Flöte !


Endlich hält man die Gaita-Flöte in Händen, während man wahrscheinlich auf die Lieferung der Gaita noch etwas warten muss. Doch was macht man mit der Flöte nun genau? Hier werden die ersten Schritte beschrieben, angefangen beim Entdecken des Instruments, über die Griffweise bis hin zu den ersten Übungen.

FLÖTENGRIFFE (= Gaitagriffe)

 

In Galicien beginnt das Gaitaspielen auf der Flöte. Anfänger spielen viele Monate bis zu einem Jahr auf der Flöte, um die Griffweise kennenzulernen, die Finger an die Bewegungen zu gewöhnen und sie flexibler und flinker zu machen. Gleichzeitig wird das durchgängige Pusten geübt und die ersten Melodien werden erlernt. Um korrekt und gleichmässig spielen zu lernen, ist es sehr wichtig, zunächst mit der Flöte zu beginnen, ohne sich auf die Technik der Gaita konzentrieren zu müssen. Generell empfiehlt es sich, immer zuerst die Flöte zu verwenden, um neue Stücke und Techniken zu lernen, auch wenn man bereits fortgeschritten ist.

 

Wie im Kapitel "Gaita lernen - Wahl + Kauf" beschrieben, braucht man eine "Gaita-Flöte" ("frauta con dixitación de gaita"). Es handelt sich hierbei um eine Blockflöte, die durch erweiterte und zusätzliche Löcher der Griffweise der Gaita angepasst wurde. Oft wird hierfür eine normale C-Blockflöte verwendet, die durch die Anpassung an die Gaita-Griffweise und die grösseren Löcher dann jedoch in D erklingt. Am besten nimmt man eine Flöte mit Daumenstütze auf der Rückseite, da sie stabiler in der Hand liegt.

 

Im ersten Schritt legt man die Finger mit jeweils dem ersten, vordersten Fingerglied auf die Flöte. Die linke Hand ist oben. Der linke Daumen schliesst das rückseitige Loch, der linke Zeigefinger das oberste Loch, der Mittelfinger das zweite Loch von oben, der Ringfinger das dritte Loch von oben. Für den linken kleinen Finger gibt es kein Loch, er wird locker neben dem Ringfinger gehalten. Die rechte Hand ist unten. Der rechte Daumen liegt auf der Rückseite der Flöte, unter der Daumenstütze. Der rechte Zeigefinger schliesst das vierte Loch von oben, der Mittelfinger das fünfte Loch, der Ringfinger das sechste und der kleine Finger das letzte, unterste Loch.

 

Zur besseren Orientierung sind die Finger durchnummeriert:

 

Linke Hand

Daumen = 1

Zeigefinger = 2

Mittelfinger = 3

Ringfinger = 4

Kleiner Finger = A (keine Ziffer, denn der Finger spielt nicht aktiv)

 

Rechte Hand

Daumen = B (keine Ziffer, denn der Finger spielt nicht aktiv)

Zeigefinger = 5

Mittelfinger = 6

Ringfinger = 7

Kleiner Finger = 8

 

Video: F01-Fingerhaltung

 

 

Jeder Griff hat einen Notennamen, der dem auf einer Blockflöte in C entspricht. Das heisst, wenn alle Finger auf den Löchern liegen, spricht man immer von einem "C", selbst wenn in Wirklichkeit ein anderer Ton erklingt. In Galicien wird dieses System verwendet, damit die Schülerinnen und Schüler wissen, welche Finger sie auf die Löcher legen sollen, unabhängig davon, ob sie mit einer Gaita in C, B oder D spielen.

 

Von unten nach oben lauten die Notennamen wie folgt:

 

Galicische Gaita - "Gaita-Flöte" von vorne
"Gaita-Flöte" von vorne
Galicische Gaita - "Gaita-Flöte" mit Daumenstütze
"Gaita-Flöte" mit Daumenstütze
Galicische Gaita - Fingerhaltung / Griffe
Fingerhaltung / Griffe
Galicische Gaita - Daumen unter Daumenstütze ("Gaitaflöte")
Daumen unter Daumenstütze
Galicische Gaita - Nummern der Finger
Nummern der Finger
Galicische Gaita - Grifftabelle
Grifftabelle

Galicische Gaita - Griff Note C
C
Galicische Gaita - Griff Note D
D
Galicische Gaita - Griff Note E
E

Galicische Gaita - Griff Note F
F
Galicische Gaita - Griff Note G
G
Galicische Gaita - Griff Note A
A

Galicische Gaita - Griff Note H
H
Galicische Gaita - Griff Note hohes C
(hohes) C
Galicische Gaita - Griff Note hohes D
(hohes) D

PUSTEN, TONLEITER SPIELEN, STÜTZFINGER

 

Um das spätere Blasen auf der Gaita vorzubereiten, wird in einem fortwährenden Atemfluss geblasen. Das heisst, man holt Luft und pustet gleichmässig und langsam in das Mundstück der Flöte, solange man Luft hat.

 

Um von Anfang an gleichmässig zu spielen, ist es wichtig, ein Metronom zu verwenden. Das Metronom, auch Taktell genannt, gibt anhand von Schlägen ein gleichmässiges Tempo vor. Man kann eines kaufen oder eines online verwenden, z.B. www.metronomeonline.com. Bei unserer ersten Übung entspricht jeder Metronom-Schlag einer Note. Wir spielen die Übungen erst langsam und werden dann immer schneller.

 

Beginnen wir mit dem Spielen und zwar mit den tiefen Noten: alle Finger liegen wie beschrieben auf der Flöte, wir holen etwas Luft und blasen gleichmässig und fortwährend in die Flöte, während wir nacheinander den kleinen Finger, den Ringfinger, den Mittelfinger und den Zeigefinger der rechten Hand ein Stück heben. Danach schliessen wir wieder alle Löcher und spielen erneut die tiefen Noten der Tonleiter hinauf. Jeder Schlag entspricht einer Note.

 

Video: F02-Tonleiter (unten hoch)

 

Anschliessend spielen wir die tiefen Noten der Tonleiter hinunter. Wir nehmen die Finger der rechten Hand von der Flöte und setzen sie, mit dem Zeigefinger beginnend, nach und nach auf die Flöte.

 

Video: F03-Tonleiter (unten runter)

 

Dann machen wir die gleiche Übung mit der linken Hand und heben Ringfinger, Mittelfinger, Zeigefinger, Daumen. Wenn man bei den hohen Noten Zeigefinger und Daumen hebt, liegt die Flöte nicht mehr komplett stabil und auch mit der Spielpfeife der Gaita wird sich ebenso verhalten, daher verwenden wir bei diesen beiden Noten einen "Stützfinger". Wir verwenden den rechten Ringfinger zum Stützen. (Es kann auch der kleine Finger verwendet werden, doch später, bei schwierigeren Stücken, ist es einfacher, wenn man mit dem Ringfinger stützt.) Wir spielen also die Tonleiter hoch und sobald wir den linken Mittelfinger heben, setzen wir zusätzlich den Stützfinger auf das komplette vorletzte Loch der Flöte. Er bleibt dort auch für alle weiteren höheren Noten. Wenn wir die Tonleiter wieder runterspielen, nehmen wir den Stützfinger weg, sobald wir den linken Mittelfinger wieder auf das Loch setzen. Wir spielen nun mehrmals alle Noten mit der linken Hand von unten nach oben. Jeder Schlag entspricht einer Note.

 

Video: F04-Tonleiter (oben hoch)

Video: F05-Tonleiter (oben runter)

 

 Dann spielen wir die gesamte Tonleiter, mit beiden Händen, von unten nach oben. 

 

Video: F06-Tonleiter (ganz, hoch)

Video: F07-Tonleiter (ganz, runter)

 

Wenn das gut klappt spielen wir von unten nach oben und dann von oben nach unten.

 

Video: F08-Tonleiter (hoch/runter)

 

Je nach Vorkenntnissen kann es einige Zeit dauern, bis man sich mit den Griffen vertraut gemacht hat und die Tonleiter spielen kann. Es ist wichtig, dass man gleichmässig spielt und daran denkt, seine Finger locker und entspannt zu halten. Am besten spielt man jeden Tag ein wenig. Üben kann man auch "tonlos" unterwegs, indem man z. B. einen Stift als Flötenersatz nimmt.

 

Wer an dieser Stelle mehr über Noten und Musiktherorie erfahren möchte, findet darüber ausreichend Information im Internet. Da dieser erste Kurs auch für diejenigen verständlich sein soll, die sich nicht mit Notentheorie beschäftigen können oder möchten, wird in diesem Kurs darauf nur bedingt eingegangen.

 

Galicische Gaita - Stützfinger hohe Noten (Note H)
Stützfinger hohe Noten (Note H)
Galicische Gaita - Stützfinger hohe Noten (Note C)
Stützfinger hohe Noten (Note C)

FINGERÜBUNGEN

 

Um unsere Finger zu trainieren, spielen wir nun ein paar kleine Übungen. Es ist wichtig, diese Übungen so lange mit geringer Geschwindigkeit zu spielen, bis sich die Finger gleichmässig bewegen und gleichzeitig locker auf der Flöte liegen.

 

Übung 1

Bei der ersten Übung spielen wir von der tiefsten Note ausgehend immer drei Noten hoch, kommen auf die zweittiefste Note zurück und spielen drei Noten hoch, kommen zur dritttiefsten zurück und spielen drei Noten hoch etc.

 

Video: F09-Fingerübung (3 Noten hoch)

 

Übung 2

Bei der zweiten Übung spielen wir dem gleichen Schema folgend von oben nach unten. Jeder Schlag entspricht einer Note.

 

Video: F10-Fingerübung (3 Noten runter)

 

Übung 3

Bei der dritten Übung spielen wir ausgehend von der tiefsten Note in Zweierschritten nach oben um dann von oben die Tonleiter wieder runter zu spielen.

 

Video: F11-Fingerübung (2er-Schritte hoch)

 

Übung 4

In der vierten Übung spielen wir in Zweierschritte von oben nach unten, um dann die Tonleiter wieder hochzuspielen. Jeder Schlag entspricht einer Note.

 

Video: F12-Fingerübung (2er-Schritte runter)

 

Wenn unsere Finger schon etwas geübt sind und die Tonleiter und Übungen gut klappen, können wir mit den ersten kleinen Stücken beginnen, die im nächsten Kapitel "Gaitakurs I - Vorbereitung Stücke" zu finden sind.