DAS ERSTE STÜCK

Pasodoble de Meira

Traditionell wurden in Galicien Stücke durch "Zuhören und Nachspielen" erlernt. Die erfahrenen Spieler gaben ihr Wissen an die anderen weiter und zeigten ihnen, wie sie die Stücke spielen konnten. Ursprünglich wurden Melodien nicht notiert und es gab praktisch kaum Partituren. Auch heutzutage verwenden viele Lehrerinnen und Lehrer in Galicien diese traditionelle Methode und spielen mit ihren Schülerinnen und Schülern die Stücke, bis diese sie können. Dies ist eine sehr kommunikative Art des Unterrichts, da alle gemeinsam im Kreis sitzen und versuchen, dem Lehrer zu folgen und sich gegenseitig helfen, wenn es nicht klappt. Versuchen wir es mit dem Erlernen des ersten Stücks wie in Galicien: durch Zuhören und Nachspielen.

Die erste Melodie mit der wir beginnen, ist der Pasodoble de Meira. Galicische Pasodobles wurden von der dortigen Kultur und dem galicischen Musikverständnis geprägt und klingen daher anders, als die "typischen" Pasodobles, die wir zum Beispiel aus der Tanzschule kennen. Galicische Stücke tragen oft den Namen eines Ortes, so auch in diesem Fall, denn Meira ist ein Ort in der Provinz Lugo.

Das Stück hat einen 2/4-Rhythmus und besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist schneller und lebhafter und wird zweimal gespielt. Der zweite Teil ist langsamer und wir spielen ihn auch zweimal. Um gleichmässig zu spielen, verwenden wir ein Metronom. Wir beginnen langsam und werden von Mal zu Mal schneller. Es ist wichtig, jede Geschwindigkeitsstufe so lange zu spielen, bis man sich sicher fühlt und flüssig mit lockeren Fingern spielen kann. Das kann je nach Vorkenntnissen und Fleiss einige Wochen dauern, möglicherweise aber auch kürzer. Erst wenn eine Geschwindigkeit sitzt, sollte das Tempo weiter gesteigert werden!

An den Stützfinger und den gleichmässigen Atemfluss denken!

Video: F13.1-Pasodoble Meira Melodie

In Galicien begleiten die Lehrer ihre Schüler oft mit anderen Instrumenten, damit sie den Rhythmus besser hören und gleichmässig spielen. Das "Tamboril", eine Trommel, die fester Bestandteil der traditionellen galicischen Musik ist, eignet sich hierfür sehr gut. Wir tun es den Galiciern gleich, nehmen den Video als Grundlage und versuchen, zum "Tamboril" die Melodie zu spielen. Nach drei Auftaktschlägen geht es los.

Video: F13.2-Pasodoble Meira Tamboril
 

DAS ZWEITE STÜCK + NOTEN TRENNEN ("batemento")

Danza de palillos de Anceu

Das zweite Stück, das wir lernen ist die "Danza de palillos de Anceu", d.h. der "Stocktanz aus Anceu", einem Ort in der Provinz Pontevedra.

Das Stück hat einen 2/4-Rhythmus und besteht aus zwei Teilen. Jeder Teil wird zweimal gespielt. Es ist ein fröhliches Stück, das uns vor die erste Herausforderung stellt: was machen wir, wenn wir mehrmals hintereinander die gleiche Note spielen sollen? Wie trennen wir die gleichen Noten voneinander? Bei der Flöte kann man dies tun, indem man aufhört zu pusten, doch bei der Gaita fliesst ja weiterhin die Luft aus dem Balg in die Spielpfeife ...

"Batemento" - Trennen von gleichen Noten

Die einzige Möglichkeit auf der Gaita gleiche Noten voneinander zu trennen ist, sie kurz zu unterbrechen. Dies geschieht normalerweise, indem man blitzschnell eine andere Note dazwischen spielt. Diese Möglichkeit bietet das sogenannte "Batemento". Im Galicischen kommt das Substantiv "batemento" vom Verb "bater" was "schlagen" bedeutet. Die Technik des "batemento" besteht nämlich darin, kurz mit den Fingern auf die offenen Löcher zu "schlagen", die unterhalb der Note liegen, die wiederholt werden soll. Eine höhere Note wird somit durch eine tiefere kurz unterbrochen. Dies geht so schnell, dass man diese kurze Unterbrechnung gar nicht als "richtige" Note wahrnimmt, aber sehr wohl hört, dass die höhere Note unterbrochen und somit wiederholt wurde. Die Löcher der Spielpfeife werden bei diesem Vorgang nicht komplett geschlossen. Haben wir zum Beispiel alle Finger - bis auf den kleinen Finger - auf den Löchern liegen, können wir mit dem kleinen Finger blitzschnell auf das offene unterste Loch klacken und spielen somit eine Note zwischen die vorher hörbare Note. (Wir wiederholen die Note "D", indem wir kurz ein "C" dazwischen spielen, indem wir mit dem kleinen Finger auf das unterste Loch klacken).

Bevor wir mit der Melodie beginnen, lernen wir die drei Batementos, die wir benötigen:

Batemento auf A 

Finger 1, 2, 3 liegen auf den Löchern. Um diese Note, das A, zu wiederholen, klacken wir mit Finger 4 kurz auf das offene Loch. (= Batemento auf die Note A.) Finger 4 springt dabei sofort wieder zurück, sobald er auf dem Loch war. Das Loch wird dabei nicht komplett, sondern nur teilweise geschlossen. Das Ganze geht so schnell, dass man diese Zwischennote gar nicht als komplette Note wahrnimmt.

Video: F14.5-Batemento A

Da wir in dem Stück drei Mal diese gleiche Note hintereinander spielen werden, gilt es zweimal hintereinander ein Batemento zu spielen. Hierfür klackt Finger 4 zweimal hintereinander auf das Loch.

Video: F15.5-Batemento A x 2

Batemento auf D

Finger 1 bis 7 liegen auf den Löchern. Um diese Note zu wiederholen, klacken wir mit Finger 8 kurz auf das offene Loch. (= Batemento auf die Note D.) Finger 8 springt sofort wieder zurück, sobald er auf dem Loch war. 

Video: F14.1-Batemento D

Batemento auf E

Finger 1 bis 6 liegen auf den Löchern. Um diese Note zu wiederholen, klacken wir mit mehreren Fingern und zwar Finger 7 und 8 kurz auf die offenen Löcher. (= Batemento auf die Note E.) Beide Finger müssen gleichzeitig auf den Löchern auftreffen und sofort wieder zurückspringen.

Video: F14.2-Batemento E

Anfangs mag es ein ungewohntes Gefühl sein, Batementos zu spielen und die Finger bewegen sich vielleicht etwas ungelenk und nicht so schnell wie man möchte. Doch mit der Zeit wird es immer besser. Wichtig ist, Geduld zu haben und sich Zeit zu lassen und erst nach und nach flotter zu werden.

Melodie mit Batementos

Beginnen wir nun mit der Melodie der "Danza de palillos de Anceu". Auch bei diesem Stück kommt ein Metronom zum Einsatz, das hilft, gleichmässig zu spielen.

Video: F16.1-Danza Anceu Melodie

Ein paar Übungen, speziell auf die Batementos in diesem Stück zugeschnitten, sollen helfen, noch mehr Fingerfertigkeit zu bekommen.

Video: F17.1-Danza Anceu Batementos

Wie schon beim Pasodoble de Meira gibt es auch für dieses Stück eine rythmische Begleitung mit dem "Tamboril".

Video: F16.2-Danza Anceu Tamboril

DAS DRITTE STÜCK

Mazurca de Espiñarcao

Das dritte Stück, das wir lernen ist eine Mazurka, die "Mazurca de Espiñarcao".
Espiñarcao ist ein Dorf in der Provinz Lugo.

Dieses Stück hat einen 3/4-Rhythmus und besteht ebenfalls aus zwei Teilen : Der zweite Teil ist dem ersten sehr ähnlich. Der Unterschied ist, dass wir im zweiten Teil zwei Noten höher spielen als im ersten. Jeder Teil wird zweimal gespielt.

In diesem Stück vertiefen wir, was wir vorher schon gelernt haben - Noten mit Batementos zu trennen. Wir brauchen die bereits bekannten Batementos auf E und A, sowie ein neues - das Batemento auf F.

Batemento auf F

Finger 1 bis 5 liegen auf den Löchern. Um diese Note zu wiederholen, klacken wir mit mehreren Fingern und zwar Finger 6 und 7 kurz auf die offenen Löcher. (= Batemento auf die Note F.) Beide Finger müssen gleichzeitig auf den Löchern auftreffen und sofort wieder zurückspringen, sobald sie auf den Löchern waren.

Video: F15.3-Batemento F

Melodie "Mazurca de Espiñarcao" mit Batementos

Lernen wir jetzt die Melodie der "Mazurca de Espiñarcao", wie immer mit Metronom.

Video: F20.1-Mazurca Espiñarcao Melodie

Die Rythmusbegleitung durch das "Tamboril" ist eine Abwechslung zum Metronom und hilft uns, im Takt zu bleiben.

Video: F20.2-Mazurca de Espiñarcao Tamboril

Um die Batementos in diesem Stück noch zu verbessern, spielen wir die folgenden Übungen. Nachdem wir sie ausgiebig geübt haben, klappt das Stück bestimmt noch fliessender!

Video: F21.1-Mazurca de Espiñarcao Batementos-Übung

Diese Übungen und Stücke und alles, was wir bisher gelernt und ausgiebig geübt haben, sind eine wichtige Grundlage für den nächsten Schritt ...

Auf geht's zum "Gaitakurs II" !