Es ist wichtig, das Instrument vor jedem Spielen zu stimmen. Wie das funktioniert erklärt dieses Kapitel und gibt Anleitung für praktische Übungen.
TONHÖHE VOM RONCO VERÄNDERN
Vor dem Spielen ist es wichtig, die Gaita zu stimmen: der grosse Bordun muss auf die Spielpfeife abgestimmt werden. Beide sollen zusammen so klingen, dass kein "Leiern" und kein "Auf und Ab" von Tönen zu hören ist. Beide sollen gemeinsam einen harmonischen Klang erzeugen, der in sich stimmig ist. Auch wenn man im Stimmen keine Übung hat und das Ohr nicht trainiert ist, kann man mit der Zeit ein Gehör dafür entwickeln, wie es klingen soll!
Beginnen wir mit dem grossen Bordun, der aus drei Teilen besteht: dem unteren Teil, genannt "Prima", der dem Balg am nächsten ist und in dem das Rohrblatt sitzt. Der mittlere Teil namens "Segunda" und der obere Teil, die "Copa". Man kann den Bordun länger oder kürzer machen, indem man den oberen und mittleren Teil bewegt und die Bordunstücke somit weiter zusammenschiebt oder auseinanderzieht. Der untere Teil mit dem Rohrblatt bleibt fest im Balg stecken, er wird nicht bewegt.
Zieht man die Bordunstücke weiter auseinander, wird der Bordun länger und sein Ton dadurch tiefer. Auseinander = länger = tiefer
Schiebt man die Bordunstücke weiter zusammen, wird der Bordun kürzer und sein Ton dadurch höher. Zusammen = kürzer = höher
Um den Bordun zu stimmen, nimmt man die Gaita ein Stück von der Schulter und verändert die Abstände zwischen den Bordunstücken mit einer leichten Drehbewegung.
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RONCO AUF DIE SPIELPFEIFE STIMMEN
Doch woher weiss man, ob man den Bordun kürzer oder länger machen soll? Und auf was genau soll man ihn stimmen ?
Bei einer C-Gaita ist die Spielpfeife in C gestimmt und auch der Bordun erklingt in C, jedoch zwei Oktaven tiefer als die Spielpfeife. Legt man alle Finger, ausser dem kleinen Finger, auf die Spielpfeife, sodass bis auf das unterste Loch alle Löcher zu sind, erklingt bei der C-Gaita ein C. Und auf dieses C muss gestimmt werden. Spielt man diese Note und man hört einen leiernden Ton, dann weiss man, dass der Bordun nicht richtig gestimmt ist.
Um zu wissen, ob man den Bordun länger oder kürzer machen muss, schiebt man den rechten kleinen Finger ein Stückchen auf das unterste Loch. Es handelt sich um wenige Millimeter.
1) Wird der leiernde Ton weniger und klingt das Zusammenspiel von Bordun und Spielpfeife nun besser, weiss man, dass man den Bordun kürzer machen muss, d.h. man schiebt die Bordunstücke ein Stückchen zusammen.
Erklärung : Durch den kleinen Finger auf dem letzten Loch erklingt ein tieferer Ton, wenn dieser besser zum Bordun passt, heisst dies, dass der Bordun zu tief ist und höher (= kürzer) gemacht werden muss, damit er zum höheren Ton, dem C passt.
2) Wird der leiernde Ton stärker, war dies die falsche Richtung. Um gegenzuprüfen nimmt man den kleinen Finger wieder vom Loch weg und zieht dafür den rechten Ringfinger ein winziges Stück vom vorletzten Loch. Wird der leiernde Ton nun weniger, heisst dies, dass man den Bordun länger machen muss, indem man seine Stücke etwas auseinanderzieht.
Erklärung: Ist da vorletzte Loch etwas weiter offen erklingt ein höherer Ton, wenn dieser besser zum Bordun passt, weiss man, der Bordun ist zu hoch und muss länger (= tiefer) gemacht werden, damit er zum tieferen Ton C passt.
Regel: Weniger Leiern, wenn kleiner Finger etwas auf Loch - Bordun zusammenschieben Weniger Leiern, wenn Ringfinger etwas weg vom Loch - Bordun auseinanderziehen
Um einen Anhaltspunkt zu geben: schiebt man den kleinen Finger ca. 2 mm auf das Loch, muss man den Bordun ca. 5 mm zusammenschieben.
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PRAXIS-ÜBUNG Probieren wir nun die Theorie in der Praxis aus: Gaita positionieren, Balg aufpusten, mit dem Arm drücken, möglichst konstanten Druck erzeugen. Nun hören wir auf den Klang - leiert der Bordun? Zur Überprüfung schieben wir den kleinen Finger millimeterweise vom Rand her auf das letzte Loch. Verschwindet das Leiern und ertönt ein harmonischer Klang von Spielpfeife und Ronco? Falls ja, dann wissen wir nun, dass der Ronco zu tief ist, denn er passt gut zu dieser tieferen Note (indem wir den kleinen Finger auf das Loch schieben wird der Ton tiefer). In Wirklichkeit ist das letzte Loch aber ganz offen und der Ton ist daher höher, also müssen wir den Ronco höher machen. Wir nehmen die Gaita ein Stück von der Schulter und schieben den Bordun ein Stückchen weiter zusammen. Dann pusten wir wieder, erzeugen konstanten Druck und hören, ob es nun besser klingt als vorher. Falls es noch immer leiert, wiederholen wir den Vorgang.
Es kann aber auch sein, dass der Bordun tiefer gemacht werden muss. Das merken wir, wenn wir ganz am Anfang des Stimmvorgangs den kleinen Finger auf das Loch schieben und keine klangliche Besserung eintritt. In diesem Fall ziehen wir ganz langsam den Ringfinger vom Loch. Wenn nun das Zusammenspiel von Spielpfeife und Ronco besser klingt wissen wir, dass der Ronco zu hoch ist (weil er besser zu diesem höheren Ton passt, der erklingt wenn wir den Finger vom Loch ziehen). Wir nehmen den Ronco ein Stück herunter und schieben ihn ein wenig auseinander, um ihn tiefer zu machen. Dann pusten den Balg wieder auf, geben Druck und hören, ob das Zusammenspiel nun besser klingt.
Der Stimmvorgang mag anfangs vielleicht kompliziert erscheinen, aber mit der Zeit bekommt man Übung und es funktioniert immer besser. Man bekommt Routine und auch das Ohr ist immer geübter. Es geht auf jeden Fall voran!
Man sollte vor jedem Spielen versuchen, das Instrument zu stimmen. Allerdings ist es ratsam, gerade am Anfang, nicht übermässig Zeit damit zu verbringen, das Instrument perfekt zu stimmen. Stimmen ist anstrengend und man sollte es bei maximal 5 bis 10 Minuten belassen, wenn man in der Übungsphase ist. Es wird im Laufe der Zeit von selbst besser!
Jetzt, wo wir gelernt haben, Druck zu halten und den Ronco zu stimmen sind wir bereit für den nächsten Schritt ... ! Auf geht's zu "Gaitakurs II - Spielbeginn".
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