Spieldruck


Wie die Haltung von Gaita und Fingern ist, haben wir im vorherigen Kapitel gesehen, doch wie erzeugt man nun einen stabilen, wohlklingenden Ton? Die folgenden Erläuterungen sollen beim Erlernen der Technik von Blasen und Druckgeben eine Hilfe sein.

DIE TECHNIK VON BLASEN und DRUCK GEBEN

 

Um Töne erzeugen zu können, muss im Balg so viel Druck aufgebaut werden, dass die Luft durch die Öffnungen hinaus in die Spielpfeife und die Bordune strömt. Durch die in Spielpfeife und Bordun befindlichen Rohrblätter entsteht dann der Klang.

 

Die Luft muss gleichmässig aus dem Balg herausströmen, das heisst, ununterbrochen und mit gleicher Menge. Wenn der Luftstrom unterbrochen ist, klingen Spielpfeife und Bordune nicht mehr. Wenn einmal viel Luft aus dem Balg strömt und einmal wenig, "eiern" die Töne.

 

Daher ist ein konstanter Spieldruck sehr wichtig beim Dudelsackspielen. Der Spieldruck entsteht durch das Zusammenspiel von "Pusten" und "Armdrücken". Beide wechseln sich ab und überlappen sich kurzzeitig.

 

 

DRUCK HALTEN MIT SPIELPFEIFE (ohne Ronco)

Bevor wir mit dem Erlernen der Blastechnik beginnen, verschliessen wir den Bordun (entweder mit einer Vorrichtung am Bordun selbst oder mit einem Korken, den wir oben in den Bordun stecken). Wir beginnen nur mit der Spielpfeife, ohne Bordun, um nicht von Anfang an gleich so stark pusten zu müssen.

 

Nehmen wir nun die Gaita und positionieren sie wie oben beschrieben: Bordun auf der Schulter, Balg aufgeblasen unter dem Oberarm, Hände auf der Spielpfeife. Es liegen alle Finger auf den Löchern, nur den kleinen Finger nehmen wir vom Loch. Nun pusten wir den Balg mit langen, ruhigen Atemzügen ganz auf, ohne mit dem Arm Druck auszuüben. Es ist wichtig, dass man dabei aus dem Bauch heraus und nicht oberflächlich atmet.

 

Wenn der Balg praktisch voll ist, fangen wir an, mit dem Arm Druck auszuüben: Wir drücken mit dem Oberarm den Balg gegen die Rippen. Die Spielpfeife gibt einen Ton von sich. Während wir erneut pusten, nehmen wir mit dem Arm den Druck fast komplett weg und pusten weiter. Dann drücken wir wieder mit dem Arm und setzen kurz darauf mit dem Pusten aus, während wir weiter Druck geben. Dann pusten wir wieder während wir den Armdruck stark verringern. Das Pusten-Drücken ist vergleichbar mit einer gleichmässigen Pendelbewegung. Beides sollte sich fliessend abwechseln. Kurzfristig überlappt beides, wenn das Pusten ins Drücken übergeht und umgekehrt.

 

Das Stimmgerät hilft uns zu überprüfen, wie stabil der Ton ist. Wenn sich der Zeiger des Stimmgeräts stark hin und her bewegt zeigt dies, dass der Ton  schwankt. Ziel ist es, dass der Ton durchgehend und gleichmässig erklingt. Im optimalen Fall bleibt der Zeiger konstant auf einem Punkt stehen.

 

Um den richtigen Rhythmus dieser Blastechnik zu finden, bedarf es sehr viel Übung, Geduld und Zeit! Man sollte anfangs nicht zu lange üben, da sich die Muskeln und der Körper erst an diese ungewohnte Belastung gewöhnen müssen. Dehnübungen für Finger, Hände, Arme, Schulter und Nacken nach dem Spielen sind sehr zu empfehlen!

 

Wenn das Druckhalten mit einer Note klappt, nehmen wir den untersten Finger vom Loch und spielen eine Note höher. Wir versuchen, diese Note eine Weile zu halten. Wenn das gut klappt, spielen wir eine Note höher. Auch wenn es anstrengend ist, sollte jede Note einige Zeit gehalten werden, da man hierbei sehr gut hört, ob der Ton "schwankt" und "eiert", oder ob er stabil und gleichmässig ist.

 

Galicische Gaita - Bordun mit Korken verschlossen
Bordun mit Korken verschlossen
Galicische Gaita - Bordune mit Schliessvorrichtung
Bordune mit Schliessvorrichtung
Galicische Gaita - Alle Finger, ausser der Kleine
Alle Finger, ausser der Kleine

DRUCK HALTEN NUR MIT RONCO (ohne Spielpfeife)

 

Um etwas Abwechslung zu haben und auch den Ronco zu verwenden, machen wir die Übung nun umgekehrt: Wir nehmen vorsichtig die Spielpfeife heraus, verschliessen das Loch mit einem Korken und üben nun Druckhalten mit dem Ronco. Unser Ziel ist, dass der Ronco gleichmässig brummt.

 

Den Ronco kann man normalerweise auch vorübergehend stumm schalten, indem man mit dem Finger auf das Loch tippt oder dieses kurz zuhält, wenn der Balg voller Luft ist. Wenn der Druck im Balg variiert, fängt der Ronco aber normalerweise wieder zu klingen an, daher ist für längere Übungen ein Korken besser geeignet.

 

Auch hier ist es nützlich, das Stimmgerät zu verwenden, um zu sehen, ob der Ton gleichmässig ist. Oft dauert es eine ganze Weile, bis der Ronco durchgehend und gleichmässig brummt, umso grösser ist die Freude, wenn man es endlich schafft, einen schönen Brummton zu erzeugen!

 

Galicische Gaita - Spielpfeife mit Korken verschlossen
Spielpfeife mit Korken verschlossen

DRUCK HALTEN MIT SPIELPFEIFE + RONCO

 

Nach einigen Wochen sollte das Druckhalten mit der Spielpfeife bzw. mit dem Ronco schon ganz gut klappen. Nun probieren wir, Spielpfeife und Ronco gemeinsam zum Klingen zu bringen. Dafür müssen wir mehr pusten, weil wir jetzt zwei Tonelemente mit Luft versorgen, aber dafür stellt sich nun ein echtes "Dudelsack-Gefühl" ein.

 

Das Stimmgerät nützt uns nun leider nichts mehr, da es nun den Ton von Spielpfeife und Ronco gleichzeitig "hört" und sich daher der Zeiger hin und her bewegt, auch wenn wir konstanten Druck halten. Doch unser Gehör ist nun geübter und wir hören genau hin, ob die Töne eiern und versuchen noch stabiler zu spielen.

 

Sehr wahrscheinlich klingen die Töne von Spielpfeife und Ronco aber trotz relativ konstantem Druck nicht stimmig. Das liegt daran, dass wir den Ronco noch nicht auf die Spielpfeife gestimmt haben.

 

Vor jedem Spielen muss der Ronco nämlich unbedingt auf die Spielpfeife abgestimmt werden. Wie das funktioniert sehen wir im nächsten Kapitel "Gaitakurs II - Ronco stimmen".