DIE GAITA KENNENLERNEN
Als erster Schritt empfiehlt es sich, die Gaita von allen Seiten zu fotographieren. Wenn man sie auseinandernimmt, hat man somit einen Anhaltspunkt, wie man sie wieder
zusammenbauen kann.
Galicische Gaitas bestehen aus folgenden Elementen:
-
Balg, auch Sack genannt, auf Galicisch "fol" (Aussprache "foll")
Der Balg besteht meist aus synthetischen Materialien wie Goretex, oder aus Leder. Er hat häufig einen Überzug aus Stoff oder Samt, der mit Knöpfen oder einem Reissverschluss
versehen ist. Den Überzug kann man entfernen.
In den Balg eingebunden sind die sogenannten "Stöcke", auf Galicisch "buxas" (Aussprache "buschas"). Das sind die Holzteile, die fest mit dem Balg
verbunden sind, und in die die anderen Elemente wie Spielpfeife, Bordune und Anblasrohr gesteckt werden.
-
Anblasrohr, auf Galicisch "soprete" (Aussprache "soprete")
In das Anblasrohr pustet man hinein, um den Balg mit Luft zu füllen. Man kann es herausziehen und sieht, dass es innen ein Ventil hat. Das Ventil öffnet sich beim Hineinblasen
und verschliesst sich dann, damit die Luft aus dem Balg nicht wieder nach aussen strömt. Innen im Sack befindet sich meist ein Schlauch, der mit dem Anblasrohr verbunden ist
und in dem die Feuchtigkeit des Atems kondensiert. Dies ist wichtig, damit die Feuchtigkeit nicht direkt zum Rohrblatt gelangt, das sonst empfindlich darauf reagiert.
Nach dem Spielen sollte man das Anblasrohr aus der Gaita nehmen, damit das Innere der Gaita trocknen kann. Achtung, dass das Anblasrohr so liegt, dass sich das Ventil nicht
verbiegt. Zum Schutz kann man auch eine Kappe, "boquillo" genannt, auf das Anblasrohr stecken.
-
Spielpfeife, auf Galicisch "punteiro" (Aussprache "puntejro")
Achtung !!! Die Spielpfeife nicht unten oder an den dünnen Stellen fassen oder herausdrehen, da sie dadurch beschädigt werden kann. Die Spielpfeife immer nur ganz oben
fassen, wo sie ihren stabilsten Teil hat. Auch die Spielpfeife kann man herausnehmen. Dies geschieht durch vorsichtiges Drehen. Man muss aufpassen, auf keinen Fall
das Rohrblatt zu beschädigen, das oben im Punteiro steckt.
Das Rohrblatt ist das Herzstück der Gaita! Es handelt sich um ein Doppelrohrblatt, das aus zwei Rohrblatthälften, den Zungen besteht, die
durch eine Zwinge miteinander verbunden sind. Strömt Luft aus dem Balg in die Spielpfeife, geraten die Zungen ins Schwingen. Sie schliessen und öffnen sich, wodurch die
Luftsäule in der Spielpfeife in Schwingung gerät und ein Ton entsteht. Das Rohrblatt kann man herausnehmen, auch hier ist Vorsicht geboten, damit es keinesfalls beschädigt
wird. Es darf keine Risse bekommen und keine Ecke darf abbrechen. Am besten lässt man es im Punteiro und nimmt es nur heraus, wenn nötig. Man kann direkt in die mit Rohrblatt
versehene Spielpfeife hineinpusten und auf ihr ein paar Noten spielen. So hat man gleich einen Eindruck, ob das Rohrblatt eher weich oder hart ist, in letzterem Fall muss man
viel stärker blasen.
Eine Kappe, "boquillo" (Aussprache "bokijo") genannt, dient zum Schutz des Rohrblattes, wenn man die Spielpfeife aus der Gaita genommen hat. Diese
Kappen sind normalerweise so konzipiert, dass man oben hineinpusten kann, wenn sie auf der Spielpfeife sitzen. Somit muss man die Spielpfeife nicht direkt in den Mund nehmen,
wenn man ein paar Töne ohne Gaita spielen möchte.
Ein optimal eingestelltes Rohrblatt ist Grundvoraussetzung für Spass und Freude am Spielen. Ist es zu weit offen oder zu hart, muss man sehr stark blasen. Ist es zu weit
geschlossen, quieken die Töne oder sie "rattern". Beide Zungen des Rohrblattes sollen gleichmässig gewölbt sein. Sie müssen links und rechts perfekt aufeinander stossen, d.h.
es darf seitlich kein Spalt zwischen Rohrblatthälften sein. Nur oben muss ein Spalt sein, durch den die Luft strömt.
Wenn man sehr stark pusten muss oder kein Ton kommt, ist das Rohrblatt vermutlich zu weit offen. Man kann es mit den Fingern im unteren Bereich, gleich über der Metallzwinge
weiter zusammendrücken. Wenn dies nicht hilft, kann man mit einer Zange die Metallklammer millimeterweise zusammendrücken. Dies muss beidseitig und gleichmässig
erfolgen.
"Rattern" oder quieken die Töne, ist das Rohrblatt vermutlich zu weit geschlossen. Mit den Fingern kann man vorsichtig gleichzeitig auf den Schmalseiten links und rechts des
Rohrblattes Druck ausüben, um es weiter zu machen. Dabei darf aber auf keinen Fall ein Spalt seitlich zwischen den beiden Blattzungen entstehen. Falls dies nicht ausreicht,
kann man mit der Zange seitlich (von rechts und links) vorsichtig Druck auf die Metallzwinge ausüben, um das Rohrblatt etwas weiter zu machen.
Wenn man eine neue Gaita kauft, sollte man dem Dudelsackbauer im Voraus sagen, ob man weiche oder härtere Rohrblätter braucht und gleich mehrere bestellen. Wenn man eine
gebrauchte Gaita kauft und das Rohrblatt Probleme macht, lohnt es sich, neue gute Rohrblätter zu kaufen, bevor man sich möglicherweise erfolglos mit den alten abmüht
-
Grosser Bordun, auf Galicisch "ronco" (Aussprache "ronko")
Er besteht aus drei Teilen, die man auseinander- und zusammenschieben kann. Dadurch kann man die Tonöhe des Borduns verändern. Zieht man ihn weiter auseinander wird er länger
und klingt dadurch tiefer. Schiebt man ihn weiter zusammen wird er kürzer und der Ton wird dadurch höher. Dies ist später wichtig, wenn der Bordun gestimmt werden muss, damit
er zum Klang der Spielpfeife passt.
Den Bordun zieren meist ein Fransenband und eine Kordel, die sogenannten "farrápos". Der Bordun kann aus dem Balg herausgenommenn werden.
Dafür hält man den sogenannten "Stock" (das Holzstück, das in den Balg eingebunden ist und in dem der Bordun steckt) mit der einen Hand fest und dreht kräftig und dennoch
vorsichtig den Bordun heraus. Vorsicht, damit das Rohrblatt keinen Schaden nimmt, das im Bordun steckt.
Am Ende des Borduns sitzt nämlich ein Einfachrohrblatt. Strömt Luft aus dem Balg in den Bordun, entsteht Unterdruck und die Rohrblattzunge schliesst den
Spalt. Somit wird der Luftstrom unterbrochen und die Zunge öffnet sich wieder. Luft strömt erneut herein und der Spalt schliesst sich wieder. Dadurch gerät die Luftsäule im
Bordun in Schwingung und ein Ton wird erzeugt. Man kann auch den Bordun nehmen und direkt hineinpusten (dabei nimmt man das Rohrblatt vorsichtig komplett in den Mund und
umschliesst es mit den Lippen), um den Brummton zu hören, den es erzeugt.
Wenn man viel gespielt hat und der Bordun beim nächsten Mal keinen Ton mehr von sich gibt, kann es sein, dass er zu feucht ist. In diesem Fall nimmt man am besten den Bordun
samt Rohrblatt nach dem Spielen aus der Gaita, damit er trocknet. Falls unter der Blattzunge ein Haar klemmt ist dies kein Zufall, denn durch das Haar hat die Zunge mehr
Abstand zum Rohrblattkörper und somit mehr Raum zum Schwingen, was für die Tonerzeugung wichtig ist.
Den Ronco kann man normalerweise auch vorübergehend stumm schalten, indem man mit dem Finger auf das Loch tippt
oder dieses kurz zuhält, wenn der Balg voller Luft ist. Wenn der Druck im Balg variiert, fängt der Ronco aber normalerweise wieder zu klingen an, daher ist für längere Übungen
ein Korken besser geeignet.
- Mittlerer Bordun, auf Galicisch "ronqueta" (Aussprache "ronketta")
Eine Gaita muss keine "Ronqueta" haben, aber die meisten sind damit ausgestattet. Sie besteht aus zwei Teilen, die sich auseinanderziehen und zusammenschieben lassen, um die
"Ronqueta" zu stimmen. Wie der grosse Bordun verfügt sie über ein Einfachrohrblatt. Ausserdem hat sie entweder einen Stöpsel vorne am Loch oder eine seitliche Vorrichtung, mit
der man den Bordun verschliessen kann, wenn man ihn nicht verwenden möchte. Oft hängt an der Ronqueta ebenfalls eine Kordel.
-
Kleiner Bordun, auf Galicisch "chillon" (Aussprache "tschijonn")
Manche Gaitas haben diesen kleinen Bordun. Er ist eine Option, die man wählen kann oder nicht. Er besteht aus zwei Teilen und ist normalerweise mit einem Einfachrohrblatt
versehen.
|